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Josie & Ich: Unser Weg

Vom ersten Tag an waren Josie und ich alles andere als harmonisch. Ich hatte keine Ruhe, um zu essen, zu duschen oder zu schlafen. Der Tag begann und endete mit Stress und Frust und ich fühlte mich ausgelaugt, war genervt und natürlich maßlos überfordert. Nicht lange nachdem wir sie von der Züchterin geholt hatten, bereute ich es sogar, mich überhaupt dafür entschieden zu haben, einen Hund in unser Leben zu holen. Josie zurückzugeben war aber nie eine wirkliche Option, denn ich war nie jemand, der schnell aufgibt und es konnte ja nicht sein, dass ich mit einem kleinen Hund nicht zurechtkam!


Border Collie Welpe, der in der Wiese sitzt und in die Kamera schaut.

Abgesehen davon, dass Josie hektisch, gestresst, rastlos und zerstörerisch unterwegs war, hat sie sich auch nicht von uns angreifen lassen. Sie wollte absolut keine Nähe. Das hat die Situation für mich noch schlimmer gemacht, denn der ganze Tag war anstrengend und nicht einmal Abends hatten wir dann etwas von ihr "zurückbekommen".


In der Hundeschule, die wir schon früh besucht hatten, bekam ich zwar Tipps, geholfen hat uns aber so gut wie nichts davon. Im Gegenteil, an den Folgen mancher dieser Tipps, wie zum Beispiel dem Einsatz von Schreckreizen über metallene Schütteldosen arbeiten wir noch heute.


Zum Glück ging die Welpenzeit irgendwann vorüber. Zwar hatte ich 6 kg zugenommen und war ein nervliches Wrack, aber das Schlimmste war überstanden und nach 6 Monaten war Josie auch endlich sauber.

Spaziergänge, Leinenführigkeit, Orientierung an mir und vor allem Autos waren aber weiterhin ein Problem. Ich hatte so gut wie jede Methode aus dem Internet und alle Ratschläge der TrainerInnen probiert - nichts half. Sie zerrte an der Leine, war nicht ansprechbar und ich hatte das Gefühl eigentlich nur da zu sein, um aufzupassen, dass sie nicht von Autos überfahren oder vom Jäger erschossen wird.


Die Hundeschule besuchten wir weiterhin und hatten jede Menge Erfolgsmomente in der Unterordnung, bei Obedience und Breitensport.​ Aber der Alltag blieb eine Herausforderung und Spaziergänge waren alles andere als entspannt. Durch die Beobachtungen anderer Hunde und ihrer HalterInnen in der Hundeschule, fragte ich mich aber immer öfter, warum es gerade die Hunde waren, die es eigentlich sehr weit in der Hundeschule und im Hundesport brachten, die man draußen dann nicht ableinen konnte, die nicht verträglich waren oder die nicht zur Ruhe fanden. Ich begann also endlich, die Tipps und Methoden der klassischen Hundeschule und auch die meiner zahlreichen Online Kurse immer mehr in Frage zu stellen und machte mich auf die Suche nach anderen Ansätzen.

So stieß ich auf die knapp einjährige Ausbildung zum „körpersprachlich orientierten, ganzheitlichen Hundecoach“ nach Dieter Pouzar. Schon Wochen vor dem ersten Trainingswochenende war ich nervös und versuchte verkrampft, Josie doch noch halbwegs "auf Schiene" zu bekommen. Denn ich wollte auf keinen Fall den schlimmsten Hund im Kurs haben. Im darauffolgenden Jahr durfte ich lernen, dass dieser ganze Druck, den ich mir selbst machte, wohl mehr zu Josie's Stress beitrug, als ich für möglich gehalten hätte. Im Verlauf der Ausbildung durfte ich tolle, offene Menschen kennenlernen, denen es nicht viel anders ging als Josie und mir. Oft sind uns unsere Themen nicht einmal bewusst und da helfen uns dann einerseits andere Menschen, aber auch unsere Hunde, die uns tagtäglich spiegeln und uns zeigen, wie es uns geht.


Zwei Menschen und ein Hund, die im Gras sitzen, umgeben von Wald.

Heute ist so gut wie alles anders. Ich habe mich verändert. Und das nicht nur im Bezug auf Josie, sondern generell. Davon profitieren wir natürlich beide! Wir haben es geschafft einander zu verstehen und ich lernte, wie ich mittels Körpersprache, Ausstrahlung und Energie mehr Ruhe in mich und Josie bringen kann. Verantwortung zu übernehmen bedeutet, meinem Hund Stress abzunehmen! Die Ausbildung brachte also auch ganz viel Persönlichkeitsentwicklung auf meiner Seite mit sich. Dennoch interessiere ich mich weiterhin für viele Ansätze, Methoden und Herangehensweisen, um mit Hunden in echten Kontakt treten zu können und Verhaltensweisen noch besser zu verstehen. Das Lernen hört also nie auf!


Hund und Halterin vor einem Zaun mit Gänsen und Ziegen.

Unsere Spaziergänge sind mittlerweile großteils sehr entspannt. Natürlich gibt es immer noch Momente, die weniger gut laufen, aber was zählt ist, dass ich nicht mehr in dieses unangenehme Gefühl der Unsicherheit und Hilflosigkeit verfalle. Ich weiß jetzt, wie ich ihr durch schwierige Situationen helfen kann und zeige ihr damit, dass sie sich auf mich verlassen kann.


Und das ist es, was sich alle Hunde von ihren Haltern wünschen. Gegenseitiges Verständnis und Vertrauen!


Auch meine Erfahrungen im Coaching-Bereich ermöglichen mir so viele schöne Erlebnisse und Aha-Momente, die HalterInnen mit ihren Hunden erleben. Diese Art von Arbeit erfüllt mich mit unfassbar viel Freude und ist für mich nicht vergleichbar mit den anderen jobmäßigen Erfahrungen, die ich in meinem Leben bisher sammeln durfte.



Eine große Kuschlerin ist Josie noch immer nicht, aber das ist auch einfach ihre Persönlichkeit und das muss ich akzeptieren. Sie liegt aber mittlerweile gerne bei uns am Sofa, zeigt ihr Bäuchlein, um gekrault zu werden und wählt auch ihre Schlafplätze in unserer Nähe.



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